Nachdem es dann relativ spontan, aber doch zuvor wenigstens mit Aufüllen von Wasserkanistern, einem Großeinkauf und Auffüllen der Benzinkanister, los Richtung Outback ging, fuhren wir die erste Nacht durch. Immer abwechselnd fuhr erst der eine und der ander schlief. Ich hatte zuvor in einer anderen Nacht in der wir nach Cairns fuhren die Theorie aufgestellt, dass wir -da Dute keine Känguru-Bumper-Stange vorne dran hat, wie die meisten australischen Geländewagen- uns nachts an einen Truck „hängen“ (die fahren hier zu allen Uhrzeiten und donnern insbesondere nachts ohne Rücksicht auf die Dunkelheit, mit den vorgegebenen Geschwindigkeiten über die Straßen), dieser uns quasi den Weg frei macht und wir die Gefahr eines Känguruunfalls minimieren. Das klappte recht gut und so legten wir die ersten 1000km zurück und genossen den Sonnenaufgang über den Weiten Australiens, die sich vor uns erstreckten. Dieses Nichts- über etliche Kilometer war super beeindruckend und auf seine Art und Weise wunderschön zugleich und mir wurde bewusst, wie groß dieses Land eigentlich war.
Die Straßen durchs Nichts forderten ihren Tribut… Unzählige Kängurukadaver und auch tote Kühe lagen am Straßenrand, da sie von den entlang fahrenden Autos/Trucks getroffen wurden..Allerdings lockte das Aas auch Adler und Geier an und wir bekamen die riesigen, faszinierenden Vögel ganz von Nahem zu sehen. Desweiteren säumten unzählige Reifen (allein auf unserem Weg bestimmt an die 800-1000Stück) und einige Autowracks den Weg… Normalerweise fallen Entsorgungsgebühren für die Autoreifen an und um diese zu umgehen, lassen die Leute einfach ihre kaputten Reifen am Wegesrand liegen… und bei Unfällen im Outback wird dir von allen geraten: Nummernschilder ab, Fahrgestellnummer zerkratzen und stehen lassen.. Abschleppen aus dem Outback sei sonst viiiel zu teuer… Dieses Denken sei mal unkommentiert stehengelassen.
Wir hatten bei der groben Planung der Tour durchs Outback zuvor extra beschlossen, auf den dick bei Google Maps eingezeichneten Straßen zu bleiben, da die anderen mit Sicherheit so ab vom Schuss sind, dass wir, sollte was passieren, echt Probleme bekommen könnten…
Viel zu spät viel uns dann auf, dass unser Navi uns doch glatt auf eine der oben beschreibenden Nebenstraßen einmal quer durchs Outback geführt hatte und wir keine Option hatten umzukehren, ohne wieder einige Stunden zurückzufahren. Die Straßenverhältnisse waren hier mitunter miserabel und echt unfassbar holprig. Teerstraßen gab es für die nächsten 1000km keine… So kam es, dass wir morgens nach einer Nacht Schlaf im Auto, einen Platten (hinten rechts) bei Dute entdeckten -300km vor Alice Springs. Okay, kein Problem, Theresa kann Reifen wechseln und wir hatten ja 2 Ersatzreifen…Also Ersatzreifen raus und…- wo war denn bitteschön der Wagenheber? Alles Suchen brachte nix und irgendwann packten wir frustriert ein und fuhren in Schritttempo 30km zum nächsten Dorf (ein Glück war dass so naja dran!!!). Atitjere, ein 250 Seelen Dorf, war nun unsere Hoffnung. Einige Aborigines musterten uns mit neugierigen und missmutigen Blicken. Außerdem gab es unzählige Hunde hier, mindestens 40, die frei herum liefen und uns ebenfalls neugierig begutachteten. Nachdem wir kurz herumgefragt haben, wurde uns geholfen. Ein Aborigine Mann und eine weiße Frau halfen mit gleich 2 Wagenhebern unseren Reifen zu wechseln. Außerdem bekamen wir den Rat in Alice Springs mal in einer Werkstatt zu fragen, ob man den Reifen flicken könnte. Nach einem fetten Dankeschön zogen wir also wieder unserer Wege.
In Alice Springs konnte man uns tatsächlich helfen und den Reifen bis Ende des Tages flicken. In der Zwischenzeit duschen wir nach 3Tagen dann auch mal wieder und fühlten uns gleich viiiel fitter. Außerdem kauften wir uns einen vernünftigen Wagenheber (um später festzustellen, dass wir anscheinend einfach zu dumm zum Suchen gewesen waren und nun stolze Besitzer von 2 Wagenhebern waren).
Abends ging es dann die restlichen 5Stunden Richtung Uluru und kurz vorher verbrachten wir den Rest der Nacht auf einem Campingplatz. Nachdem wir dann gestartet waren um direkt zum Ayers Rock zu fahren, kamen wir direkt erstmal an einem riesigen Sprinter vorbei, der sich im weichen Sand neben der Straße ziemlich heftig festgefahren hatte. Zwei verzweifelte Asiaten buddelten um die Reifen den Sand weg. 2Französinnen, die Asiaten, Theresa und ich versuchten nun mit Vereinten Kräften den Sprinter zu befreien, allerdings war dieser einfach viel zu groß und zu schwer und schon viel zu tief im Sand. Dann allerdings hielt ein weiterer Geländewagen und heraus sprang ein Australier, der direkt erstmal Plastikbretter von seinem Autodach holte um diese unter die Reifen des Sprinters zu packen und es funktionierte nach ein paar Versuchen!
Dann ging’s weiter zum Uluru. Der Fels ist echt beeindruckend und wieder ging ein Traum von mir wahr, denn ich hatte mir schon damals, als ich den Ayers Rock in den englischen Schulbüchern sah, vorgestellt, wie es sei diesen von ganz nah zu sehen. Obwohl der Aufstieg geöffnet war, beschlossen Theresa und ich, nicht auf den Berg zu klettern, einfach da dieser Zugang nicht ohne Grund im nächsten Jahr geschlossen werden soll. So setzten wir uns nur an den Fuß des Felsen und machten einige Fotos, anstatt wie unzählige andere Besucher den Aufstieg anzugehen.
Anschließend fuhren wir zum Kata Tjuta, einem weiteren, nicht ganz so roten und ebenmäßigen Felsen im selben Nationalpark, der einen Spaziergang in einem Canyon bot und ebenfalls gigantisch war.
Auf dem Rückweg versuchte ich ein wenig zu schlafen, bis es plötzlich laut -PENG- machte und uns unser Ersatzreifen geplatzt war. Zum Glück konnte Theresa, die gerade fuhr, Dute einigermaßen ruhig auf der Straße halten und dann am Straßenrand parken. Wir sahen uns entgeistert an… dann fingen wir an zu lachen und fingen an den Kofferraum leer zu räumen um an den geflickten Originalreifen zu kommen… da hielten direkt 3 Autus, die im Convoy fuhren und alle australischen Insassen kamen heraus um nach uns zu gucken und uns zu helfen. Nachdem wir mit Vereinten Kräften den Reifen gewechselt hatten, ging’s nach einem erneut fetten Dankeschön weiter.
Theresa und ich übernachteten dann auf einem Campingplatz um am nächsten Morgen zum Kings Canyon zu fahren.
Ich saß gerade vorne im Auto auf dem Parkplatz vor dem Canyon, als es plötzlich einen Knall gab und das Geräusch von splitternden Glas ertönte. Ich sprang nach hinten…da stand Theresa, die mit großen Augen auf die Kofferraumtür von Dute starrte… dessen Heckscheibe war in tausendste Kleinteile zersprungen und die Scherben rieselten überall herab… Erneut sahen wir uns an und ich konnte nicht mehr, als in leicht verzweifeltes Lachen auszubrechen… Theresa hatte die Tür zugeschlagen und dabei hatten sich die Halterungen der Heckscheibe verkeilt, sodass diese sie beim zumachen komplett durchstoßen hatten… Allerdings konnte sie so was von gar nichts dafür, denn mir hätte es an ihrer Stelle genauso gehen können… Wir waren nun die Attraktion des Parkplatzes… Alle Leute fragten, was denn passiert sei und gaben uns Tipps, bis eine beherzte Familie unsere Rettung war. Es fing an, dass das etwa 8jährige Mädchen der australischen Familie mit einem Blick auf unsere Heckscheibe rief „Ihr könnt in unserem Auto mitfahren“ und dann der Papa der Familie zu deren Auto sprintete und meinte, dass er noch was habe…und tatsächlich: er kam wieder mit Styroporplatten und Klebeband und binnen ein paar Minuten hatte er uns eine „neue“ Heckscheibe gebastelt,das restliche Klebeband und einen Cutter zum Zuschneiden des Styropors schenkte er uns gleich mit. Ich fiel ihm in all der Hektik um den Hals für so viel Nettigkeit und wir bedankten uns mehrmals. Das Mädchen verabschiedete sich mit „Ich hoffe, dass alles bald wieder in Ordnung kommt Mädels!“ und hüpfte dann weiter zu ihrem Auto und sang “ Daddy is a hero, Daddy is a hero!“ Wir waren echt gerührt über so viel Nächstenliebe und es fiel abermals auf, wie extrem freundlich und hilfsbereit die Australier sind!
Anschließend gingen wir am Kings Canyon wandern und es war echt wunderschön!! Die Aussicht war gigantisch und auch die Landschaft so besonders! Der Ausflug hat sich definitiv gelohnt!
Dann ging es die nächsten 18Stunden Autofahrt los, Richtung Adelaide, um dort eine Werkstatt aufzusuchen, die unsere Scheibe reparieren konnte…
Als wir ziemlich kaputt an Adelaide ankamen, sagte ich zu Theresa, dass ich darüber nachgedacht hatte, vllt bei nem Schrottplatz vorbeizugucken, um dort vllt. billiger an ne neue Heckscheibe zu kommen. Theresa entdeckte daraufhin auch direkt einen und überzeugte mich es doch einfach mal zu versuchen. Wir waren solche Glückspilze!!! Tatsächlich hatte der Inhaber genau unser Modell als Unfallwagen auf dem Hof stehen mit einer heilen Heckscheibe!!!! Nach einer halben Stunde war die Hesckscheibe dort aus- und bei uns wieder eingebaut und wir waren soooo glücklich!!! Außerdem zog er uns gegen den geplatzten, einen neuen Reifen auf unsere Felge und wir zahlten für Scheibe, Reifen und Service 150$ (ca. 95€)!!!! Das war einfach sooo gut!! Theresa und ich konnten unser Glück kaum fassen und zogen begeistert wieder unserer Wege.
Das Outback hat sich definitiv gelohnt und war super beeindruckend!!! Allerdings würde ich jedem raten, genügend Erstzteile mitzunehmen und mit Reparaturkosten zu rechnen.